Nachtrag zum Ausflug ins Berliner Bergbaubegiet in Rüdersdorf am 3.September
Der Ausflug ins Berliner Bergbaugebiet…mit 10 Teilnehmern. Da kann ich meinen Aufwand geradeso oder aber eigentlich eher n i c h t rechtfertigen. Ich habe 13 Jahre kein Angebot für Rüdersdorf gemacht und geglaubt, wenn das Wetter mitspielt, etwas mehr Teilnehmer zu haben. Aber vielleicht kennen die Berliner schon ihr Kalkrevier. Denn Rüdersdorf gehört zu Berlin (wenn es auch 1920 nicht eingemeindet wurde...) Ich halte es für keinen Zufall, dass das einzige abbauwürdige Kalkvorkommen Norddeutschlands bei Berlin liegt. Die Stadt und ihre Unternehmer konnten dadurch preiswert bauen – und vor allem in beginnenden Zementzeitalter (ab 1900) Lösungen für ihre ehrgeizigen (Bau)Vorhaben finden. Viele Gründe also, Rüdersdorf und seinen Kalk zu ehren.
Unsere Wanderung begann nach einer schönen Straßenbahnfahrt in Woltersdorfer Schleuse, einem einst beliebten Vorort Berlins, der zwischen Rüdersdorf und der Hauptstadt liegt. Hier gab es eine Enttäuschung: Die „Liebesquelle“ ist versiegt – und das seit Jahren. Das ganze aufwendige Quellbrunnenwerk aus Stahl, eine Art Laube, steht dort seit Jahren umsonst und sinnlos um eine von Spinnweben und Humus besetzte Quell-Rinne. Um dem Zustand zu mildern, hat der Verschönerungsverein Trinkwasser in die Anlage geleitet, so dass man wenigstens sich erfrischen kann. Da das ganze aber noch „Liebesquelle“ heißt, ist das wohl eher eine schräge Idee gewesen, Der Weg nach Rüdersdorf ist einer der schönsten im ganzen Berliner Umfeld. Schön wäre, wenn der Verschönerungsverein auch diesen Weg verschönern würde, denn es ist teilweise halsbrecherisch dort. Man läuft nach 2 km am Ufer der Ortschaft „Seebad Rüdersdorf“ – und ehrlich, ein traurigeres Seebad habe ich nie gesehen. An der Badestelle gibt es rein garnichts, was an eine solche hinweist, geschweige denn an ein Seebad. Ganz ähnlich ist es in ganz Rüdersdorf. Der Ort scheint vom Reichtum seiner Kalkvorkommen nicht profitiert zu haben. Das fiel schon Theodor Fontane auf. Als er 1887 dort zur „Kur“ war schrieb er an seine Frau einen bezeichnenden Brief.
Fontane hatte dort weder ein Bad noch eine Kur genommen. Er mußte hart an der Korrektur für Irrungen und Wirrungen arbeiten. Die Novelle erschien bald darauf als Vorabdruck in der Vossischen Zeitung. In weiteren Briefen lobt Fontane auch einmal die Freundlichkeit der Leute. Er leidet mher an der Hitze als am Seebad - und bittet seine Tochter Meta beim nächsten Besuch an eine Fliegenklatsche zu denken.
Dank einer fleißigen vietnamesischen Familie wurde der Eindruck für uns erheblich gemildert. Denn wir kehrten im "C h a u" im neunen Zentrum des Ortes ein und wurden bestens bedient und das Preis-Leistungsverhältnis war geradezu revolutionär.
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In zunehmender Hitze ging es weiter Richtung Bergbaumuseum. Ich wollte zuzvor gerne noch die Kirche zeigen, die als ein quasi Werbebau ganz aus Kalksteinen errichtet wurde. Leider war sie geschlossen. Die Umgebung machte einen leicht trostlosen Eindruck. Auf dem mir aus der Erinnerung bekannten Wanderweg ging es hinter der Kirche in Richtung Bergwerk – hart an der Siedlung Kalkberge beginnt der alte Tagebau und man kann an ihm entlanglaufen. Wenn es doch vernünftige Wanderwegweiser gäbe! Vielleicht wären dann auch mehr Berliner unterwegs. Aber der Wanderweg ist als "66-Seen-Wanderweg" ausgeschildert und leitet die Museumssuchenden auf die Hauptverkehrsstraße um.
Das Museum selbst: Es ist dort irgenwie alles beim Alten beblieben. Trotz der vielen Jahren nach meinem letzen Besuch. Freilich, es gibt dank der geflossenen Gelder eine neues Empfangsgebäude und eine geologisches Ausstellungs-Haus (Das Torell-Haus), aber der Rest ist wie eh und je spröde, Die Wege notdürftig instand, die Hinweise überholt, besprayt, verwittert oder einfach fort und verschwunden. Ich fragte im Infocenter nach einer Auskunft zum bestehenden Kalkbergwerk. „Gibt es nicht“. Ich bat um einen schriftlichen Guide: „Es ist alles beschriftet!“ Ich habe 10 Zeugen, dass dies nicht der Fall ist.
Wie manches andere Museum in Brandenburg ist Rüdersdorf nicht auf der Höhe!
Der Museumspark ist Teil der "Rüdersdorfer Kultur GmbH". Deren Webseite offenbart neben meiner Kritik auch Vorteile und Besonderheiten für den Besucher. So können Sie am Infopiont, der auch gleichzeitig die Rüdersdorfter Tourist GmbH ist, preiswert Kanus und Räder ausleihen, auch reizvolle Kinderräder. Es gibt im Gelände ein Bistro mit Selbstbedienung. Vom Park können Sie direkt in die weitgespannten Rüdersdorfer Gewässer einsetzen!
Die Straßenbahn für pünktlich und brachte uns unterhaltsam und bequem zurück in Berliner Territorium.
Auf dem Gelände des Museumsparks steht am Rand des alten Tagesbaus diese einstige Loren-Seilbahn und -kippvorrichtung.
Die Logistig im Park läßt viele Wünsche offen. Entweder sind die Orientierungen wie hier verrottet oder fehlen ganz oder sind nicht aussagekräftig.
Auf der neuen Fußgängerbrücke in Rüdersdorf über den Kalkgraben. Man gelangt von ihr vom Wanderweg am Kalksee direkt ins neue Zentrum von Rüdersdorf, welches eigentlich der alte Ortsteil Kalkberge ist.
An der Bruchkante im Museumspark - Blick in den aktuellen Tagebau. Leider gab es keinerlei Informationen zu diesem Wirtschaftsunternehmen im Infozentrum des Parks.
Die ältesten Kalkbrennöfen im Park. Auch sie - obgleich gegenüber dem Infozentrum faktisch ohne Information oder leicht auffindbare Beschriftung. Hier wäre ein Grafik, wie die Öfen einst funktionierten ideal...
Die versiegte Liebesquelle. Vielleicht daher die zunehmende Lieblosigkeit in der Gegend.
Am Ende des Parks steht die Schachtofenbatterie aus dem frühen 20. Jahrhundert - mit imposantem Blick auf die ersten DDR-Fabriken, die ebenso wie die der 40er Jahre gewaltige Kalkschleidern waren.
Scheddin im Eimer.
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